#Aufschrei – der Umgang mit sexueller Gewalt
Interessierte Hörerinnen und Hörer finden auf dieser Seite weiterführende Informationen zu den einzelnen Sendungsthemen als Zusatzmaterial.
Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 17.03.2017 erstellt von:
Markus Stegeman, Fachgebiet Wirtschaftsinformatik | Software Business & Information Management, Technische Universität Darmstadt
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Übersicht
1. Forschungsstudien
2. Industrienahe Studien
3. Sonstiges
3.1. Literatur
3.2. Video/Audio
3.3. Webseiten
3.4. Forschungsgruppen
3.5. Zeitschriften
4. Personen
1. Forschungsstudien
Sexuelle Gewalt auch im Sport verbreitet
Sexuelle Gewalt im Wettkampf- und Leistungssport – mit diesem Thema haben sich Forscher der Sporthochschule Köln und des Universitätsklinikums Ulm rund zwei Jahre lang beschäftigt. Nun haben sie erste Ergebnisse vorgestellt. Aus den Antworten von 1799 befragten Sportlern geht hervor, dass
- etwa ein Drittel der befragten Kadersportlerinnen und -sportler schon einmal eine Form von sexualisierter Gewalt, wie die Forscher sie definieren, erfahren haben.
- einer von neun Befragten schwere und länger andauernde sexualisierte Gewalt im Sport erfahren hat.
Weitere Ergebnisse der Studie: Frauen sind signifikant öfter als Männer betroffen, Sportler mit Behinderungen hingegen nicht öfter als gesunde.
Quelle: SPIEGEL Online: Studie der Deutschen Sporthochschule Köln. Sexuelle Gewalt auch im Sport verbreitet, 15.11.2016
Link: http://www.spiegel.de/sport/sonst/studie-sexuelle-gewalt-auch-im-sport-verbreitet-a-1121396.html
Sexuelle Gewalt: Geringe Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Opfern
Medien und Politik zeichnen ein einseitiges wie eindeutiges Bild: Opfer sexueller Gewalt sind vor allem Frauen. Männer werden in der Regel als Täter dargestellt. Neue Studien widerlegen dieses Bild deutlich. Bei Untersuchungen in Chile und der Türkei gab es kaum Unterschiede bei den Opfererfahrungen zwischen den Geschlechtern. Im europäischen Vergleich zeigten sich 32% der Frauen und 27% der Männer betroffen von sexueller Gewalt. Es ist höchste Zeit, dass Medien und Politik ihr falsches Bild korrigieren.
Quelle: Schleim, Stephan: Sexuelle Gewalt. Neue Studien belegen geringe Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Opfern, Telepolis, 13.10.2016
2. Industrienahe Studien
Jeder vierte Deutsche findet Vergewaltigungen okay – manchmal
Sexuelle Gewalt gegen Frauen ist unter besonderen Umständen für mehr als ein Viertel der EU-Bürger okay. Das ist das erschreckende Ergebnis einer europaweiten Studie in allen 28 EU-Staaten zur „geschlechtsspezifischen Gewalt“ anlässlich des Aktionstages „Nein zu Gewalt an Frauen“.
Demnach sind 27 Prozent der 27.818 Befragten der Meinung, dass „Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung“ in manchen Situationen gerechtfertigt ist. Mehrfachnennungen waren in der von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Umfrage möglich.
Quelle: Die WELT: EU-Studie. Jeder vierte Deutsche findet Vergewaltigungen okay – manchmal, 28.11.2016
3. Sonstiges
3.1. Literatur
Sexuelle Gewalt gegen Kinder
Die Hauptquelle sexualisierter Gewalt ist weniger in Institutionen als vielmehr in den eigenen vier Wänden familialer Intimität zu suchen. Die ersten Schritte einer gezielten Forschung zu diesem Thema wurden gemacht. Weitere müssen folgen. Künftig wird es darauf ankommen, sexuellen Missbrauch klar zu benennen, das Wissen über die Geschehnisse zu erhöhen, vorbeugende, akute, aber auch nachsorgende Maßnahmen zu ergreifen, vor allem aber die Opfer zu schützen und die Helfer zu unterstützen.
Diese Ausgabe des Forschungsmagazins „DJI Impulse“ des Deutschen Jugendinstituts befasst sich mit Themen der sexuellen Gewalt gegen Kinder. U.a. werden Herausforderungen der Prävention diskutiert und ein Interview mit Dr. Christine Bergmann (Unabhängige Beauftragte zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs) geführt.
Quelle: Deutsches Jugendinstitut: Sexuelle Gewalt gegen Kinder. Missbrauch in Institutionen. Forschungsergebnisse und Empfehlungen für einen besseren Kinderschutz, DJI Impulse, 2011
Link: http://www.dji.de/fileadmin/user_upload/bulletin/d_bull_d/bull95_d/DJIB_95.pdf
Als weiterführende Literatur empfehlen wir:
- Hassenmüller, Heidi: Gute Nacht, Zuckerpüppchen, Rowohlt Verlag, Reinbek, 1992
3.2. Video/Audio
Wölfe im Schafspelz – Wie Kinder zu Opfern sexueller Gewalt werden
Sie organisieren und tarnen sich, um ihrem kranken Verlangen zu folgen: Viele Sexualtäter sind in guten Jobs und kümmern sich scheinbar selbstlos um bedürftige Kinder. Je etablierter eine Person im sozialen Leben verankert ist, desto unwahrscheinlicher gerät sie in Verdacht.
Dieser Beitrag aus der Sendung „MENSCHENhautnah“ (WDR) befasst sich mit den Verhaltensweisen von sexuellen Gewalttätern.
Mehr sexuelle Gewalt gegen Kinder
Eine neue Studie der Uniklinik Ulm belegt, dass immer mehr Kinder und Jugendliche sexuelle Gewalt erfahren. Für die Opfer haben diese traumatischen Erlebnisse oft auch körperliche Folgen.
In SWR Aktuell werden die Ergebnisse der Studie kurz vorgestellt. Jörg Fegert, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Ulm, erläutert zudem die sich daraus ergebenen notwendigen Maßnahmen.
Sexuelle Gewalt an der Uni
„College Rape“ ist in den USA ein feststehender Begriff. Laut Statistiken erfährt jede fünfte Frau während ihrer Zeit an der Universität entweder sexuelle Gewalt oder wird sexuell bedrängt.
Die „Aktuelle Stunde“ des WDR befasst sich mit der Frage, ob es das auch bei uns in Deutschland gibt – und sich an der Uni in Bochum umgeschaut.
3.3. Webseiten
Hilfeportal Sexueller Missbrauch
Sexuelle Gewalt in der Kindheit oder Jugend wirkt nach. Zeitnahe, leicht zugängliche und individuelle Hilfen sind unverzichtbar, um der Gewalterfahrung angemessen zu begegnen. Doch der Weg in die Beratung oder Therapie ist nicht immer einfach und kann die Betroffenen, ihre Familien und ihr Umfeld zusätzlich belasten. Das Hilfeportal Sexueller Missbrauch ersetzt keinesfalls die notwendige persönliche Hilfe vor Ort; will aber ein guter Wegweiser sein, diese wichtige Hilfe schnell zu finden – für Betroffene und für Menschen, die ihnen nahestehen, aber auch für Fachkräfte, die mehr Informationen zum Thema suchen.
Das Hilfeportal folgt den Empfehlungen des ehemaligen Runden Tisches „Sexueller Kindesmissbrauch“, der deutlich hervorgehoben hat: Aufklärung wird dringend benötigt, damit sexuelle Gewalt in Deutschland besser verhindert werden kann.
Link: https://www.hilfeportal-missbrauch.de/startseite.html
3.4. Forschungsgruppen
Forschungsgruppe „Makrogewalt“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung
Im Fokus der Forschungsgruppe „Makrogewalt“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS) stehen Gewaltphänomene, deren Auftreten unmittelbare Rückwirkungen auf die Struktur ganzer politischer und gesellschaftlicher Systeme haben (Makrogewalt). Dabei stehen empirische wie theoretische Fragen im Mittelpunkt, die Makrogewalt in unterschiedlichen Weltregionen beleuchten.
Ein Projekt der Forschungsgruppe befasst sich mit sexueller Makrogewalt. Den Ausgangpunkt der Untersuchungen bildet das Verständnis von Makrogewalt als triadische Konstellation. Mit der Theoretisierung des Dritten soll das Konzept von sexueller Makrogewalt geschärft werden, um Hinweise darauf zu erhalten, warum aus dem umfangreichen Repertoire von Gewaltformen so häufig das der sexuellen Gewalt gewählt wird. In welchem Verhältnis stehen sexuelle und andere Gewalt überhaupt zueinander? Und wer wird wie zum individuellen Täter?
Link: http://www.his-online.de/forschung/9300/forschungsgruppe-makrogewalt/sexuelle-makrogewalt/
3.5. Zeitschriften
Die 7 wichtigsten Fakten zu sexueller Gewalt
Gewalt gegen Frauen ist weiter verbreitet als viele denken. Jede dritte Frau in Europa hat als Erwachsene körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Das ist das Ergebnis einer EU-Studie aus dem Jahr 2014, bei der 42.000 Frauen befragt wurden. Deutschland liegt dabei im Mittelfeld: 35 Prozent haben hier seit ihrem 15. Lebensjahr mindestens einmal sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt, sind also geschlagen, getreten, geohrfeigt, begrabscht, genötigt oder zum Sex gezwungen worden.
2004 kam eine vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) herausgegebene repräsentative Untersuchung zu noch drastischeren Zahlen: Fast jede siebte Frau in Deutschland wird demnach vergewaltigt oder sexuell genötigt.
6 weitere Fakten zu sexueller Gewalt finden Sie in diesem Artikel.
Quelle: Britzelmeier, Elisa: Vergewaltigung. Die 7 wichtigsten Fakten zu sexueller Gewalt, Süddeutsche Zeitung, 27.04.2016
Kindesmissbrauch in der Familie – Sexuelle Gewalt ist keine „Privatsache“
Der Onkel, der Stiefvater, sogar der eigene Großvater kann zum Täter werden. Jeden Tag erfahren Kinder sexuelle Gewalt. Die Weltgesundheitsorganisation geht von rund 18 Millionen Minderjährigen aus, die in Europa betroffen sind. Auf Deutschland übertragen sind das rund eine Million Mädchen und Jungen, die sexuelle Gewalt erlebt haben oder erleben. Das sind pro Schulklasse ein bis zwei betroffene Kinder.
Die Opfer schweigen oft Jahre, manchmal ihr ganzes Leben. Sexueller Missbrauch in der Familie ist auch in Deutschland kein Randphänomen. Die Dunkelziffer ist hoch. Experten fordern mehr Unterstützung für die kindlichen Opfer.
Quelle: n-tv.de: Kindesmissbrauch in der Familie. Sexuelle Gewalt ist keine „Privatsache“, 31.01.2017
Link: http://www.n-tv.de/panorama/Sexuelle-Gewalt-ist-keine-Privatsache-article19680155.html
9 Fotos zeigen, dass sexuelle Gewalt allgegenwärtig ist
Es kann jedem passieren. Zu jeder Zeit, an jedem Ort. Es passiert ohne Vorwarnung und es hinterlässt tiefe Narben. Sexuelle Gewalt ist allgegenwärtig: Statistiken zufolge ist jede fünfte Frau davon betroffen. Und doch gehört sie zu den Verbrechen, die nur selten aufgeklärt, geschweige denn gerecht bestraft werden.
Während die Opfer lebenslänglich bekommen – ein Leben, das nie mehr so sein wird wie vor dem Angriff – werden die Täter häufig nur mit Bewährungsstrafen oder wenigen Monaten Haft bestraft. Diese 9 Fotos zeigen, wie allgegenwärtig sexuelle Gewalt ist.
Quelle: Metzler, Gina Louisa: 9 Fotos zeigen, dass sexuelle Gewalt allgegenwärtig ist, The Huffington Post, 12.09.2016
Link: http://www.huffingtonpost.de/2016/09/12/sexuelle-gewalt-allgegenwaertig_n_11970938.html
4. Personen
Mukhtaran Mai wurde vor 14 Jahren Opfer einer Gruppenvergewaltigung in Pakistan. Doch statt des danach üblichen Selbstmords entschloss sie sich zu kämpfen – und zur Stimme anderer Frauen in ihrer Heimat zu werden.
Mukhtaran Mai wurde so zur Heldin der Nation, zu einer Ikone der Entrechteten: eine Frau, die sich wehrt. Eine, die sich nicht wie Hunderttausende andere duckt und schweigt und all das Leid erträgt, das ihnen die Männer in ihrem Umfeld antun; Pakistan ist nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen das Land mit den meisten Ehrenmorden weltweit.
Die Regierung schenkte ihr eine halbe Million Rupien, damals umgerechnet etwa 8500 Euro, eine Menge Geld für eine arme Frau. Wenn eine sechsköpfige Familie in Meerwala über 100 Euro im Monat verfügt, kommt sie schon gut über die Runden.
Quelle: Hasnain, Kazim: Pakistanisches Vergewaltigungsopfer. Der verlorene Kampf der Mukhtaran Mai, SPIEGEL Online, 23.04.2011