Sichere Arbeit – Luxus von gestern?
Interessierte Hörerinnen und Hörer finden auf dieser Seite weiterführende Informationen zu den einzelnen Sendungsthemen als Zusatzmaterial.
Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 03.03.2017 erstellt von:
Markus Stegeman, Fachgebiet Wirtschaftsinformatik | Software Business & Information Management, Technische Universität Darmstadt
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Übersicht
1. Forschungsstudien
2. Industrienahe Studien
3. Sonstiges
3.1. Literatur
3.2. Video/Audio
3.3. Webseiten
3.4. Forschungsgruppen
3.5. Zeitschriften
4. Personen
1. Forschungsstudien
Jeder zweite Leiharbeiter will weg
Des einen Freud, des anderen Leid – so könnte man eine weltweite Studie zum Thema Zeitarbeit überschreiben. Darin wird vor allem eines klar: In Deutschland sind Leiharbeiter nicht übertrieben glücklich mit ihrer Arbeit. Jeder zweite der Befragten ist schon während seiner Anstellung dabei, einen neuen Job zu suchen. Kein Wunder, denn weniger als die Hälfte der Befragten empfinden ihre Tätigkeit als positiv.
Ganz anders die Stimmung auf der anderen Seite: Die Arbeitgeber sind begeistert vom Modell der Zeitarbeit. 85 Prozent beurteilen es als positiv. Größte Begeisterung ruft hierbei die Flexibilität hervor, die diese Form der Mitarbeiterrekrutierung mit sich bringt – sie wird von 94 Prozent der Firmen als Hauptmotivation für die Variante Zeitarbeit angegeben.
Quelle: Endres, Helene: Internationaler Vergleich. Jeder zweite Leiharbeiter will weg, SPIEGEL Online, 15.01.2014
Link: http://www.spiegel.de/karriere/zeitarbeit-ist-in-deutschland-laut-studie-unbeliebt-a-943248.html
2. Industrienahe Studien
Junge Deutsche wollen sichere Arbeitsplätze
Für Arbeitnehmer in Deutschland spielt die Sicherheit des Arbeitsplatzes eine große Rolle. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der jungen Bundesbürger im Alter zwischen 18 und 34 Jahren nannten dieses Kriterium in einer Umfrage.
Damit legten die Deutschen trotz der guten Entwicklung am hiesigen Arbeitsmarkt ein deutlich höheres Sicherheitsbedürfnis an den Tag als in anderen Ländern. Zum Beispiel bezeichneten nur 44 Prozent der Chinesen den Erhalt des Arbeitsplatzes als wichtigstes Auswahlkriterium, bei den Brasilianern waren es 48 Prozent.
Quelle: Astheimer, Sven: Studie. Junge Deutsche wollen sichere Arbeitsplätze, Frankfurter Allgemeine, 03.05.2014
3. Sonstiges
3.1. Literatur
Arbeitsmarktintegration durch Zeitarbeit
Zeitarbeit ist eine Beschäftigungsform, die insbesondere wegen ihrer schlechten Arbeitsbedingungen kritisiert wird. Hohe Anforderungen an Flexibilität und Mobilität bei relativ schlechter Entlohnung sind charakteristisch für die Branche. Andererseits herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass Zeitarbeit auf dem Arbeitsmarkt heute mehr als andere Beschäftigungsformen eine Chance für Arbeitslose darstellt, in Arbeit zu kommen.
In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwiefern auch Langzeitarbeitslose mit besonders schweren Vermittlungshemmnissen über Zeitarbeit in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden können. Das durch die damalige Bundesregierung initiierte Programm „JobPerspektive“, welches seit 2008 die Integration dieser Gruppe in den ersten Arbeitsmarkt vorsah, sowie das Vorhaben einer Hamburger Zeitarbeitsfirma, dieses Programm zu nutzen, wurden dabei exemplarisch untersucht. Experteninterviews mit zentralen Akteuren in diesem Vorhaben machten deutlich, dass beides nur schwer miteinander zu verbinden ist.
Quelle: Ludwig, Ute: Arbeitsmarktintegration durch Zeitarbeit. Die Rolle der Zeitarbeit bei der Integration von schwer vermittelbaren Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt, WAO Soziologie, Januar 2011
Link: https://www.wiso.uni-hamburg.de/fileadmin/projekte/wao/WAO_Soziologie_Beitrag_Ludwig_2011.pdf
3.2. Video/Audio
Abstellgleis oder Karrierechance?
Nach dem Hochschulabschluss beginnt der Bewerbungsmarathon. Wer nicht bereits über Praktika oder als Werkstudent einen Arbeitgeber gefunden hat, braucht bei der Jobsuche oft einen langen Atem.
Dieser Beitrag der Sendung „Campus Magazin“ (Bayrischer Rundfunk) befasst sich mit der Bedeutung von Zeitarbeitsmodellen für Akademiker.
Link: http://www.br.de/mediathek/video/studium-zeitarbeit-100.html
Crowdworking: Jobben mit Zukunft?
Der Job ist kleiner als ein Minijob und ist für viele eine stete Quelle für Nebeneinkünfte geworden: Beim Crowdworking nimmt der Arbeiter Aufträge über das Internet an, die er sofort umsetzen kann. Online-Texte mit Schlagworten versehen, kleine Übersetzungen fertigen oder Fotos von bestimmten Gegenständen schießen – mit jeder einzelnen Tätigkeit verdient der Crowdworker Geld. Doch Gewerkschaften sehen das Prinzip kritisch: Es gefährde Arbeitsplätze, unterlaufe soziale Standards und mache Minijobber rechtlos.
Dieser Beitrag aus „Volle Kanne“ (ZDF) befasst sich mit den Vor- und Nachteilen des Crowdworking-Konzepts.
Link: https://www.zdf.de/verbraucher/volle-kanne/crowdworking-arbeiten-in-der-zukunft-100.html
Elektro-Autos: Wie viele Jobs fallen weg?
Die Automobilindustrie steht vor einem historischen Umbruch. Der Umstieg auf Elektrofahrzeuge ist ausgemacht. Worüber kaum einer spricht: Zehntausende Arbeitsplätze gehen in Deutschlands Schlüsselindustrie damit verloren.
Thema in dieser Ausgabe von „plusminus“ (ARD) sind Elektroautos und ihre Folgen für deutsche Arbeitsplätze.
3.3. Webseiten
IAB: Informationsservice zu den Themen Zeitarbeit und Leiharbeit
Mit der Leiharbeit als Instrument zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sind Chancen und Risiken verbunden. Einerseits entstehen neue Arbeitsplätze und es eröffnen sich für Arbeitslose neue Wege in den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig können aber dadurch reguläre Arbeitsplätze verdrängt werden und instabile Erwerbsbiographien an Bedeutung gewinnen.
Zu den Themen Zeitarbeit und Leiharbeit bietet das „IABInfoSpezial“ Informationen zum Forschungsstand und zum arbeitsmarktpolitischen Hintergrund der wiederholt reformierten Rechtsgrundlagen. Es beinhaltet zahlreiche Literaturhinweise, Forschungsprojekte und weiterführende Links.
3.4. Forschungsgruppen
ISG: Arbeitsqualität in Zeitarbeitsverhältnissen
Das Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) untersucht im Arbeitsbereich „Arbeitsschutz und Arbeitsqualität“ u.a. die Arbeitsqualität von Zeitarbeitsverhältnissen. Hierfür wird zum einen eine repräsentative Erhebung durchgeführt, die eine Bestandsaufnahme der individuell erlebten Arbeitsqualität von Zeitarbeitnehmerinnen und Zeitarbeitnehmern erlaubt. Zum anderen wird ergänzend untersucht, welche Ansätze und Maßnahmen eines nachhaltigen Personalmanagements in der Zeitarbeitsbranche vorhanden bzw. zu implementieren sind, die der Sicherstellung der erlebten Arbeitszufriedenheit sowie dem Erhalt der Arbeitsfähigkeit und der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit dienen. Die Ergebnisse des Projekts sollen für systematische Verbesserungen der Arbeitsqualität in der Arbeitnehmerüberlassung genutzt werden.
Weitere Forschungsbereiche der ISG betreffen die Arbeitszufriedenheit von Arbeitnehmern, Arbeitsschutz sowie Zeitarbeit.
Link: https://www.isg-institut.de/themengebiet/zeitarbeit/
3.5. Zeitschriften
Staatlich besoldet, prekär beschäftigt
„Arbeit für alle, sicher und gut bezahlt.“ Diesem Anspruch sieht sich die Bundesregierung verpflichtet – und unterläuft ihn permanent selbst. Wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei hervorgeht, hat sich die Anzahl der befristeten Stellen in den Bundesministerien und im Kanzleramt zwischen 2007 und 2015 verdoppelt. Gegenwärtig sind 16.530 Mitarbeiter auf Zeit beschäftigt, ein Anteil von 6,5 Prozent.
Besonders stark – nämlich um das Sechsfache – ist der Anteil der Beschäftigten ohne Dauerstelle im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiegen. Im Geschäftsbereich von Ministerin Manuela Schwesig (SPD), die für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf kämpft, erhielten im vorigen Jahr fast 90 Prozent aller neuen Mitarbeiter erst mal nur einen Zeitvertrag. Zudem sind weibliche Mitarbeiter insgesamt mit 18,5 Prozent etwas häufiger von Befristung betroffen als männliche (15 Prozent).
Quelle: Lehmann, Anna: Zeitarbeit in Bundesministerien. Staatlich besoldet, prekär beschäftigt, taz, 09.02.2017
Link: http://www.taz.de/!5379900/
Zahl der Leiharbeiter überschreitet Millionenmarke
Die Zahl der Leiharbeitnehmer hat im vorigen Jahr erstmals die Marke von einer Million überschritten. Im Juni 2016 waren 1,006 Millionen Leiharbeiter sozialversicherungspflichtig oder als haupterwerbliche Minijobber beschäftigt, wie aus einer Bilanz der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervorgeht.
Das waren 45.000 mehr als ein Jahr zuvor. Drei Prozent der mehr als 31 Millionen sozialabgabenpflichtig Beschäftigten hatten damit einen Job in der Zeitarbeit. Union und SPD stritten 2016 lange über eine schärfere Regulierung der Leiharbeit, die dann zum Jahresende verabschiedet wurde. Die neuen Bestimmungen treten Anfang April in Kraft.
Quelle: SPIEGEL Online: Zahl der Leiharbeiter überschreitet Millionenmarke, 31.01.2017
4. Personen
Andrea Nahles war von 2009 bis 2013 Generalsekretärin der SPD, wo sie dem linken Parteiflügel zugeordnet wird. Seit 2013 ist sie Bundesministerin für Arbeit und Soziales. In dieser Funktion hat sie bereits die Rente mit 63 und die Mütterrente durchgesetzt.
Im Mai 2016 gab sie sie bekannt, das lange von der SCU erbittert blockierte Gesetz zu Zeitarbeit und Werkverträgen werde nun endlich auf den Weg gebracht. Dabei ist die umstrittene Reform eigentlich ein Lehrstück über politische Kompromisse. Und eines über die höchst geschickte Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit der Arbeitsministerin noch dazu. Im Grundsatz kann Nahles alle SPD-Versprechen des Koalitionsvertrages – Beschränkung der Zeitarbeit auf 18 Monate, gleicher Lohn für Zeitarbeiter nach 9 Monaten, bessere Definition gegen den Missbrauch von Werkverträgen – halten.
Im Detail gibt es nun dennoch so viele Klauseln und Sonderregeln, dass die Arbeitgeber sehr gut mit dem Gesetz werden leben können.
Quelle: Haerder, Max: Zeitarbeit und Werkverträge. Andrea Nahles dreht bei, Wirtschaftswoche, 11.05.2016