Viel zu sicher – wir brauchen Mut zum Risiko
Interessierte Hörerinnen und Hörer finden auf dieser Seite weiterführende Informationen zu den einzelnen Sendungsthemen als Zusatzmaterial.
Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 28.05.2017 erstellt von:
Markus Stegeman, Fachgebiet Wirtschaftsinformatik | Software Business & Information Management, Technische Universität Darmstadt
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Übersicht
1. Forschungsstudien
2. Industrienahe Studien
3. Sonstiges
3.1. Video/Audio
3.2. Zeitschriften
4. Personen
1. Forschungsstudien
Risikobereitschaft verändert sich in jungen Jahren und im höheren Alter am stärksten
Auch wenn unser Hang zum Risiko im Laufe des Lebens im Durchschnitt abnimmt, so ist dieser besonders im jungen Erwachsenenalter bis etwa 30 Jahre sowie im höheren Alter ab etwa 65 Jahre veränderbar, lautet eines der Ergebnisse einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Zusammenarbeit mit der Universität Basel, der Yale University und der Langzeitstudie SOEP, auf deren Daten die Untersuchung beruht.
Die Studie zeigt Veränderungen in der individuellen Risikobereitschaft über die Zeitspanne von bis zu zehn Jahren in verschiedenen Lebensbereichen auf. Die beteiligten Wissenschaftler vermuten, dass insbesondere diese frühen und späten Lebensphasen von individuellen kognitiven und biologischen Veränderungen sowie einflussreichen Lebensereignissen – wie beispielsweise Heirat oder Renteneintritt – geprägt sind.
Quelle: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung: Risikobereitschaft verändert sich in jungen Jahren und im höheren Alter am stärksten, 29.01.2016
Schutzhelme erhöhen die Risikobereitschaft
Wer einen Schutzhelm auf dem Kopf trägt, neigt zu riskanteren Entscheidungen – sogar dann, wenn das Schutzutensil eigentlich völlig überflüssig ist. Das zeigt nun erstmals eine Studie von Tim Gamble und Ian Walker von der University of Bath.
Die Psychologen lockten 80 Versuchsteilnehmer unter dem Vorwand in ihr Labor, sie würden an einem Eye-Tracking-Experiment teilnehmen. Dabei werden üblicherweise die Blickbewegungen einer Person gemessen. Die Probanden sollten am Computerbildschirm einen virtuellen Ballon aufblasen. Je mehr Luft sie in ihn hineinpumpten, desto mehr Punkte erhielten sie dafür. Platzte der Ballon allerdings, verloren sie auf einen Schlag alles. Während des gesamten Versuchs trugen die Teilnehmer entweder einen Fahrradhelm oder eine Baseballkappe auf dem Kopf – vorgeblich, um das Eye-Tracking-Gerät zu unterstützen, wie die Forscher ihnen erklärten.
Quelle: Zeibig, Daniela: Schutzhelme erhöhen die Risikobereitschaft, Spektrum, 04.02.2016
Link: http://www.spektrum.de/news/schutzhelme-erhoehen-die-risikobereitschaft/1398053
2. Industrienahe Studien
Bewohner armer Länder zeigen mehr Risikobereitschaft
Lotterien standen im Mittelpunkt eines außergewöhnlichen Experiments von Ferdinand Vieider. Der Ökonom am WZB (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) hat systematisch das Risikoverhalten in 30 Ländern von Australien bis Vietnam untersucht – mit überraschenden Ergebnissen.
Die Auswertung zeigt, dass Menschen in armen Ländern eher bereit sind, Risiken einzugehen, als die Einwohner reicherer Staaten, wie zum Beispiel Deutschland. Die Studie deckt ein Paradox auf: Denn bislang hatten Studien zur Risikobereitschaft innerhalb einzelner Länder gezeigt, dass wohlhabendere Menschen risikobereiter sind.
Quelle: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Bewohner armer Länder zeigen mehr Risikobereitschaft, 05.03.2013
Link: https://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/bewohner-armer-laender-zeigen-mehr-risikobereitschaft
3. Sonstiges
3.1. Video/Audio
Wie viel Sicherheit brauchen wir?
Die Deutschen haben immer mehr Angst – und zwar vor Terrorismus, Flüchtlingsströmen oder Politikversagen. Was macht das mit dem Einzelnen, und wie verändert das unsere Gesellschaft?
Diese Ausgabe der Sendung „sonntags“ (ZDF) befasst sich vor diesem Hintergrund mit der Frage, wie viel Sicherheit wir tatsächlich brauchen.
Link: https://www.zdf.de/gesellschaft/sonntags/wie-viel-sicherheit-brauchen-wir-100.html
Wunder Pubertät
Teenager gelten bei vielen als launische, pickelige Monster. Aber nicht nur: Sie sind vor allem neugierige, empfindsame Wesen, die eine faszinierende biologische Metamorphose erleben.
Diese Wissenschaftsdokumentation von arte taucht ein in die Welt der Heranwachsenden und lässt den Zuschauer das Wunder der Pubertät hautnah miterleben: die Wandlung vom Kind zum Erwachsenen.
Link: http://www.arte.tv/de/videos/064445-000-A/wunder-pubertat
3.2. Zeitschriften
Warum wir uns ohne Mut nicht weiterentwickeln
Die Weltwirtschaftskrise ab 2007 hat nicht nur ganze Volkswirtschaften ruiniert, sie hat sich tief in die Psyche der Menschen gefressen. Irgendwo zwischen Subprime-Krise und verzweifelten Bankenrettungen war uns die Lust auf das Risiko abhandengekommen. Jobwechsel, Innovationen und Wachstum: Alles stand still. Was für den Einzelnen sogar sinnvoll sein konnte, ist für eine Volkswirtschaft schädlich: Motor aller Entwicklung ist die Bereitschaft, sich auf Wagnisse einzulassen.
Nur wenn Menschen sich trauen, neue Herausforderungen anzunehmen – sei es bei einem neuen Arbeitgeber, oder ihre Ideen und Erfindungen auf den Markt zu bringen –, kann es Wachstum, Innovationen und Fortschritt geben. Ex-Bundespräsident Walter Scheel brachte das einmal auf eine einprägsame Formel: „Nichts geschieht ohne Risiko, aber ohne Risiko geschieht nichts.“
Quelle: Kutter, Susanne: Warum wir uns ohne Mut nicht weiterentwickeln, Wirtschaftswoche, 08.07.2009
Link: http://www.wiwo.de/technologie/risiko-warum-wir-uns-ohne-mut-nicht-weiterentwickeln/5556650.html
„Ein Leben ohne Risiko ist keines“
„Ich fürchte, Sicherheit als solche gibt es nicht, sondern nur die individuelle Wahrnehmung von Risiken. Setzt man zwei Menschen dem gleichen Risiko aus, wird der eine sich einigermaßen sicher fühlen, der andere erheblich verunsichert.“
Welche Bedeutung hat die subjektive Einschätzung von Gefahren in einer technisierten Welt? Antworten gibt der Arzt und Forscher Franz Porzsolt im Interview mit Jens Bergmann vom Wirtschafsmagazin Brand eins.
Quelle: Bergmann, Jens: „Ein Leben ohne Risiko ist keines“, Brand eins, Juli 2015
Apokalypse, wissenschaftlich
Ein Report verspricht die „erste wissenschaftlich fundierte Liste“ von weltweiten Risiken zu liefern, die in den nächsten hundert Jahren die Zivilisation oder sogar den Fortbestand der Menschheit bedrohen (unendliche Risiken).
Spiegel online, Focus online und viele andere haben darüber berichtet. Der Report möchte auch Entscheidern in Wirtschaft und Politik zu aktivem Handeln inspirieren und anleiten. Damit haben die Autoren ihre Latte sehr hoch gelegt. Ist ihre Arbeit wirklich so bahnbrechend, wie sie behaupten?
Quelle: Grüter, Thomas: Apokalypse, wissenschaftlich, Telepolis, 05.03.2015
Link: https://www.heise.de/tp/features/Apokalypse-wissenschaftlich-3370441.html
4. Personen
Nicht nur skurrile Fehlkonstruktionen, sondern auch heute wegweisende Innovationen brachten ihren Schöpfern manchmal den Tod.
Der Ingenieur Otto Lilienthal (1848-1896) beispielsweise verunglückte am 9. August 1896 bei einem seiner Flüge tödlich. Er stürzte aus rund 15 Metern Höhe ab und brach sich einen Halswirbel. Er beschrieb als erster die physikalischen Grundlagen des Fliegens. Sie gelten bis heute. Seine Theorien überprüfte er in unzähligen Flügen. In seinem Leben baute der Flugpionier rund 20 Flugapparate.
Die in Polen geborene Physikerin Marie Skłodowska Curie erforschte Radioaktivität und bekam für ihre Pionierarbeit 1903 dafür den Nobelpreis in Physik und 1911 in Chemie verliehen. Für ihre Forschung zahlte sie jedoch einen hohen Preis. 1934 starb sie an den Folgen der sogenannten aplastischen perniziösen Anämie – vermutlich eine Folge ihrer langjährigen Arbeit mit radioaktiven Elementen.
Weitere Erfinder, die ihre Schöpfungen teuer mit dem Tod bezahlten, finden Sie in der folgenden Bildergalerie der Wirtschaftswoche.
Quelle: Wirtschaftswoche: Diese Erfinder starben durch ihre eigenen Schöpfungen, 09.09.2014